Ich glaube an keinen einzig wahren Gott, an keinen Mann mit weißem Bart.
Aber ich glaube an das teuflische und das göttliche in uns und an eine höhere Macht, nämlich die Natur und das Sein der Erde und des Universums.
Ich glaube an die Wissenschaft und glaube daran, dass der Mensch sich einen Gott erschuf, um Grund zu haben jemanden an zu jammern, jemand Außenstehenden um Gnade, Vergebung, um Hilfe und Erlösung zu bitten, anstatt die Fehler, die Lösungen etc. bei sich selbst zu suchen.
Das Glauben an einen Gott, der einem Rat und Hilfe zur Seite steht scheint vielen Menschen eine Stütze zu sein. Es schenkt ihnen Hoffnung, wenn sie daran glauben, dass nicht nur sie selbst etwas in der Hand haben, sondern eine rettende Hand von oben helfen kann.
Das schlechte Gewissen wollen sie sich mit beten von der Seele reden, anstatt sich selbst zu verzeihen und gut zu werden mit dem, was eben (geschehen) ist.
Jeder Mensch legt die Bibel so aus, wie er sie gerade verstehen will. Interpretationssache. Sie scheint zu sein, wie ein Spiegel, der jedem Menschen, je nachdem wie er ist und wie er hinein sieht etwas anderes zeigt und es für ihn als „wahr“ aussehen lässt.
Es gibt doch tatsächlich Menschen, die morden und terrorisieren, in der Überzeugung, Gott würde es so von ihnen verlangen. Andere leben enthaltsam und züchtigen sich für jede kleine Sünde, weil sie der Meinung sind, der Herr verstünde das als Sünde, was auch sie als Sünde sehen.
Jeder interpretiert in seinen Gott, was er in sich als Gott sieht. Für mich ein weiterer Beweis, dass eine Gottheit nur in uns selbst sein kann. Wir projizieren sie aber scheinbar nach außen, um vor Ehrfurcht davor Abstand bewahren zu können. Dadurch machen wir etwas großes Unnahbares daraus, was wir aber doch jeden Tag mit unseren Klagen sekkieren:
„Was ist das für ein Gott, der so etwas zu lässt!“ sagen einige,
„Gott wird uns schon schützen!“ sagen andere,
„Lieber Gott, gib mir Stärke!“ und zurück hallt „Gib dir Mühe!“
Es scheint, als würden wir uns selbst anbeten. Da wir aber in uns selbst (und manchmal auch in andere Menschen) kein Vertrauen haben, erschaffen wir uns eine über allem stehende Macht, die mit Sicherheit alles regeln kann. Wir glauben, er würde nach UNSEREN Wünschen handeln.
Wir beten, dass der Regen aufhört. Was aber, wenn die Blumen beten, dass er sich für einige Stunden sättigt? Auf wen hört „Gott“ dann?
Der gute Mensch betet, dass die bösen alle bestraft werden sollen. Der böse Mensch sitzt aber zu Hause und betet vielleicht gerade um Gnade für seine Sünden. Wessen Gebet ist stärker und wie soll sich da einer entscheiden, wen von beidem er seine Gnade und Besserung schenke?
Wir beten um Gesundheit, ohne daran zu denken, dass wir sie (bis zu einem gewissen Grad) selbst in der Hand haben. So wie all unsere Taten. Dinge passieren und durch Gebete werden sie nicht ungeschehen gemacht. Wo der Tod z.B. zugeschlagen hat, kann man nur das Beste daraus machen und versuchen, wieder auf zu stehen. Es ist an der Zeit, dass wir uns selbst anbeten und uns ein guter Freund (ja vielleicht sogar Gott) sind, dass wir auf unsere Stärke vertrauen und dass wir lernen, die Welt in der wir leben und alle Lebewesen zu respektieren. Denn alle „betenden“ Lebewesen sehnen sich nach Unversehrtheit und dies ist ein Grundrecht eines jeden.
Wir müssen endlich selbst für unsere Taten und Wort einstehen und lernen, das hin zu nehmen, was nicht zu ändern ist und das aktiv zu verbessern, was zu verbessern möglich ist.
Wir alle sind auf der Erde, weil die Evolution, Biologie und Chemie so kamen, wie sie es eben taten. So wie alle Wesen und Dinge, sind auch wir auf der Erde und dürfen das tun, was wir tun wollen und was moralisch vertretbar ist.
Unser Land und unsere Zeit (so wie jedes andere Land zu jeder anderen Zeit) hat gewisse Vorgaben. In der Steinzeit z.B. hieß die Devise: Überleben! Essen besorgen, nicht vor Kälte, Hitze oder Krankheit sterben. Fliehen, kämpfen oder tot stellen, wenn eine Bedrohung unsere Existenz auslöschen kann. Und das große Ganze war die Fortpflanzung, welche das Überleben einer Spezies sichern sollte.
Heutzutage lautet die Devise immer noch Überleben. Aber die Vorlagen dafür haben sich verändert.
In Industriestaaten und Großstädten heißt es: Lerne etwas Gescheites > verdiene gut, zeige mit Statussymbolen, dass dem so ist, heirate, bau ein Haus, gründe eine Familie und bleibe möglichst präsent in den sozialen Medien (zeige deinen Luxus, deine Erfahrungen und deinen sozialen Rang)…
Und so wird es auch in hundert Jahren wieder anders aussehen. Aber die Grundaussage ist immer dieselbe: Überleben (durch Nahrung, Herberge und Gesundheit).
Früher erlangte man dies durch jagen, sammeln, bauen und basteln.
Heute erlangt man es durch lernen, arbeiten, Geld verdienen (= Lebensmittel kaufen, Haus kaufen, Gesundenvorsorge, Arztbesuche, etc.)
Es ist an uns zu entscheiden, wie wir unseren Lebensunterhalt aufbauen und erhalten wollen.
Mit welcher Ausbildung wir beginnen, welchen Beruf wir erlernen/ ergreifen, welche Ziele und Wünsche wir verfolgen, welche Partner wir uns suchen, genauso wie der Freundeskreis, den wir uns aufbauen > welche Hobbies und Vorlieben wir haben, welche Materialien und Güter wir für unser Leben brauchen (oder einfach haben WOLLEN).
Alles dreht sich um die eine Frage: Was ist UNSERE Vorstellung von einem (vergänglichen) Leben auf der Erde?
Was wollen wir von ihm? Und was wollen wir hinterlassen, wenn wir einmal nicht mehr sind?
Dies ist charakterlich geprägt, aber auch durch Erziehung, geografische Gegebenheiten und sogar Trends. Es kann durch Umstände, Veränderungen oder persönliche Entwicklung variieren.
Und doch sind wir, grob gesagt, nur für eine gewisse Zeit, wie Bakterien auf einem Mohnkörnchen und sitzen unsere Zeit ab. Diese Zeit zu gestalten (mit mehr oder weniger guten Voraussetzungen) liegt allein an uns. Unsere realistischen Grenzen dabei zu erkennen und zu beachten ist wichtig, um ausgeglichen seinen Weg zu gehen und um nicht enttäuscht zu werden und dann wieder auf die Knie zu fallen und zu einem Gott zu beten, der sicherlich keine „Ungeschehen“-Pillen regnen lassen kann.
Aus Fehlern zu lernen ist eine raffinierte Gabe unseres Gehirns.
Fehler als Lernprozess zu sehen ist ein Geschenk und soll keine Selbstgeiselung auslösen, sondern die Freude am Lernen steigern.
Ich persönlich kann dem Buddhismus viel abgewinnen, weil er keine strikten Gebote und Verbote auferlegt, keine Gottheit anbetet und allmächtig macht, sondern darauf abzielt, dass man an sich selbst arbeitet, Eigenverantwortung übernimmt, ebenso nach außen hin Respekt und Mitgefühl aufbringt und sich immerzu weiter entwickelt, lernt und lehrt…