Der Beginn…

Das „bis in die Grube grübeln“ ist die weit verbreitetste psychische Volkskrankheit unserer Zeit.
In Simbabwe wird die Depression „Kufungisisa“ genannt, was übersetzt schlichtweg „sich zu viele Gedanken machen“ bedeutet.
Depressionen sind also so gesehen eine Kopfkrankheit. Die immer wieder durchgekauten, selben Gedanken über Ereignisse, Ängste, soziale -, finanzielle- oder Karrierefragen sind in unserer Leistungsgesellschaft eigentlich schon alltäglich. An sich ist das menschliche Gehirn bewusst so gepolt, dass wir in der Lage sind, uns Vorfälle zu merken (eben auch die negativen), um daraus zu lernen und zu kombinieren. Nur so konnten wir überleben!
Jedoch geht es mittlerweile in eine Richtung, die uns nachhaltig schädigt, weil sie uns einnimmt und nicht mehr los lässt.
Nachts wird das Bett zerwühlt, weil man mit endlosen, selbstständig wirkenden Gedankenkreisen den vergangenen oder bevorstehenden Tag zergrübelt, ohne dass es auch nur irgendeinen Sinn hätte.

Grübeln (wiederholtes wiederkäuen von Gedanken) bringt uns nichts!!
Es erhöht weder unsere Erfolgsrate, noch verbessert es unsere Reaktionsfähigkeit.
Wie oft grübeln Menschen über ein bevorstehendes Kommunikationsgefecht, bei dem sie in ihren Gedanken, das Totschlag Argument suchen und zu finden meinen. Wenn sie es dann endlich haben und in Gedanken hundert Mal durch gespielt haben, können sie es dennoch nicht los lassen.
Und letzten Endes findet der Dialog dann doch ganz anders statt, als erwartet bzw. als einstudiert.

Grübeln findet eigentlich immer nur mit negativen Gedanken statt.
Wer zerbricht sich schon den Kopf mit Glücksgefühlen, schönen Erlebnissen und Vorfreude?
Das Grübeln beginnt immer erst an dem Punkt, wo sich Zweifel, Ängste, Wut oder ähnliches einschalten. Und dann beginnt der Kreislauf. Er läuft schon fast wie von selbst ab, jedes Mal gleich und dennoch erkennen wir seine Muster nicht.
Grübeln ist ein sehr treffendes Wort, wenn man es zerlegt und daraus das Wort „Grube“ nimmt, so beschreibt es das, was es mit uns macht. In zweierlei Hinsicht:
Durch das gefangen sein in der Negativ- Denkschleife, verlieren wir den Bezug zur Realität und zur Neutralität. Wir denken nicht mehr faktisch, logisch und schnell, sondern emotional gebunden, subjektiv und langwierig.  Und wir prägen damit unsere Negativbahnen im Gehirn noch mehr, schaffen Verknüpfungen zu Sorgen, Ängsten und Wut.

Hierzu ein paar oberflächliche Fakten zum Aufbau unseres Gehirns:

* Stammhirn/ Reptilhirn ist quasi das „Urgehirn“, neben dem Hirnstamm der älteste Teil unseres Hirns. Es steuert unsere Reflexe und Instinkte. Es leitet schnelle Reaktionen und überlebenswichtige Aktionen ein.
(Bsp.: Du gehst durch den Wald und siehst eine Schlange am Boden=> Du zuckst/springst zur Seite und hast -manche mehr, manche weniger ausgeprägt- den Reflex weg zu laufen, Puls und Herzfrequenz stiegen schlagartig an und erhöhten die Sauerstoffzufuhr in den Muskeln, um die spontane körperliche Betätigung zu ermöglichen.)
Dieser Reflex ist übrigens ein Fluchtreflex, wie wir ihn von vielen Horden-/ Rudeltieren kennen. Es gibt Angreifer- und Fluchttiere. Kämpfen oder davon laufen/ verstecken hieß auch beim Menschen jeher die Devise. Unser Gehirn musste in Hundertstelsekunden entscheiden, ob es uns möglich ist einen Kampf aufzunehmen oder ob Flucht ergreifen das Überleben sichert.

* Der Frontallappen wäre der Teil des Gehirns, der im Zusammenspiel einiger anderer überprüft, ob wirklich Gefahr im Verzug ist. Er lässt uns logisch denken, kombinieren und ist für Planung, Problemlösungen, Urteilskraft und die Kontrolle von Impulsen zuständig. (Bsp.: Nach dem ersten Schreck, siehst du die Schlange am Waldboden ein zweites Mal an und erkennst, dass es nur ein Stück Holz ist. Du kannst dein System also wieder runter fahren, da keine ernsthafte Gefahr in Verzug war, dein Körper aber genauso schnell reagiert hat, als bestünde echte Gefahr, da in Gefahrsituationen keine Zeit ist, den Frontallappen nochmals kurz überprüfen zu lassen, ob nun Ernstfall oder „Probe“ ist.)

* Das limbische System oder auch Säugerhirn, liegt quasi im Zentrum bzw. Kern der ganzen Hirnmasse. Es ist für unsere Emotionen zuständig. In ihm ein mandelförmiger Teil, die Amygdala, die z.B. für unsere Furcht und die dafür angemessenen Reaktionen zuständig ist. Aber auch lernen, unser Gedächtnis und unser Antrieb haben ihren Sitz im limbischen System. Reize von außen werden hier emotional beurteilt und eingeordnet. (Bsp.: kannst du jetzt erleichtert auflachen und eine erste Emotion nach dem Schock wahrnehmen, wie eben Erleichterung, dass es sich nur um ein Stück Holz, statt um eine Schlange handelt, Furcht, Scham, oder Selbstironie, weil du dich so erschrocken hast, etc.)

Man stelle sich das Gehirn wie einen Klumpen Ton (mit seinen Windungen, Gyri genannt) vor.
Unsere Gedanken sind ein Holzstäbchen, die immer dort ihre Rillen ziehen (in der Fachsprache Sulci oder Fissurae genannt), wo der Gedanke seinen Ankerpunkt hat. Ein immer wieder gedachte Gedanke macht natürlich (durch das immer tiefer kratzen in den Tonklumpen) tiefere Kerben, als andere Gedanken. „Neuroplastizität“ nennt der Forscher das andauernde Neuverknüpfen der Nervenzellen, es ist ein ständiges verbinden von Synapsen.
Sind diese Stellen des Tons nun getrocknet und wir setzen eine Murmel darauf, so wird sie ihre Bahnen in den tiefen kerben finden, wo sie herrlich eingebettet ist. Versuchen wir dann neue Muster und Denkweisen zu erlernen, ist es als würde man die Murmel in eine sehr schmale Kerbe setzen, wo sie leicht heraus kugelt und in eine der tieferen Bahnen fällt und dort wieder Auftrieb bekommt.

Und genauso entstehen Verhaltensmuster und Angewohnheiten. Wir ahmen bereits als Kind nach, was wir im Elternhaus oder von Freunden sehen/hören und erlernen so gewisse Verhaltensweisen anhand einer Vorlage. Es ist sogar erwiesen und ich habe dies auch schon selbst erlebt, dass man sogar persönliche Charakterzüge 1:1 als seine eigenen empfinden kann, auch noch im hohen Alter, wenn man sie nur oft genug sieht/hört. Zum Beispiel, meine Freundin empfindet es seit eh und je als furchtbar nervig, wenn jemand beim Essen schmatzt oder mit dem Besteck kratzt, etc. Das war mir persönlich immer egal und ich nahm derartige Geräusche bei anderen gar nicht wirklich wahr. Da ich mit den Jahren in dieser Beziehung immer öfter mit erlebte, wie meiner Freundin die Nerven blank lagen, weil im Bus nebenan einer schmatzte und ich dadurch immer mehr einen Blick dafür entwickelte, welche Situationen sie nun stressen könnten, nahm ich diese auch mehr wahr und seit ca. 2 Jahren nerven mich schmatzende Menschen auch extrem- mittlerweile sogar mehr, als sie meine Freundin stören.

Es ist schon seltsam, wie Vorbilder prägen. Es gibt Kinder, deren Eltern nicht ihr Fleisch und Blut sind, also Eltern und Kinder die Gene nicht teilen und die Kinder den Eltern dennoch beginnen ähnlich zu sehen, bzw. ihr gesamtes Erscheinungsbild dem der Eltern ähnlich wird, schlichtweg weil Gestik, Mimik, die Art zu sprechen automatisch übernommen werden.
Eltern oder Freunde, die vor dem Kind Ängste zeigen, können diese auf ihre Kinder übertragen, da das Kind noch nicht selbst in der Lage ist eine eigene Meinung über gewisse Dinge zu bilden. Zum Beispiel hat keines der 4 Kinder meiner Mutter Angst vor Spinnen, weil sie selbst keine Angst davor hat. Als Kinder liefen wir schon ab und zu aus dem Zimmer zur Mutter mit den Worten „Iiii, da ist eine Spinne in meinem Zimmer!“, was Mutter immer mit einem gelassenen „Die tut nichts, die frisst sogar die lästigen Fliegen und hält so die Wohnung sauber. Entweder du lässt sie sitzen, sie wird dich schon nicht fressen oder du bringst sie selbst raus!“ Meine kleine Schwester entschied sich immer für das raus bringen der Spinne und musste sich die ersten Male ganz schön überwinden, um die Spinne mit einem Glas ein zu fangen und raus zu bringen. Als sie aber merkte, dass ihr selbst dabei nichts passiert, ekelte ihr schon bald nicht mehr und nun lässt sie die Spinnen auch im Zimmer.
Schon seltsam, dass uns die Angst und das zurückweichen vor Spinnen u.ä. früher das Leben rettete, genauso wie in anderen Ländern, wo Spinnen eine Gefahr werden können. Bei uns jedoch gibt es keinerlei giftige Spinnen, ein Wissen mit dem wir aufwachsen und dennoch fürchten wir sie.

Phobien entwickeln sich etwas anders. Sie sind tief im Gehirn verankert und haben oft gar keinen speziellen Auslöser. Sie sind daher auch viel schwerer zu überwinden und es bedarf oft einer speziellen Therapie oder Unterstützung, um sie in den Griff zu bekommen.
Man kann eigentlich vor allem eine Phobie haben und auch vor den kuriosesten Dingen, jedoch sind es meist Dinge, die wohl berechtigterweise als Urangst im Menschen abgespeichert sind und uns schützen sollten/sollen:
Ich denke da an Höhenangst, Angst vor Dunkelheit, Unbekanntem oder Angst vor Viren und Krankheiten etc. Bis zu einem gewissen Grad schützen sie uns nur davor, uns in Gefahr zu bringen. Es hat schon einen Grund, warum man ein mulmiges Gefühl bekommt, wenn man auf einen hohen Baum klettert, ohne Sicherung und sich fest an die Äste klammert.
Unser Gehirn, ein Urspeicher, die Erziehung der Eltern, vielleicht sogar eine Erfahrung, will uns warnen, dass Höhe einen Schaden anrichten kann, wenn wir nicht auf der Hut sind.
Ängste verändern sich in unserem Leben, aber auch allgemein im Laufe der Zeit. Wer hätte vor 50 Jahren schon Angst davor gehabt gehackt zu werden oder keinen Handyakku mehr zu haben.
Angst vor Dunkelheit hat heute fast keiner mehr, in der Steinzeit war es aber nachvollziehbar. Die Menschen lebten in mehr oder weniger offenen Höhlen, Tiere hätten eindringen können und man hätte durch die optische Orientierungslosigkeit weder ausweichen noch kämpfen oder fliehen können.
Ängste sind Nährstoff für Depressionen.
Eine Depression hindert uns daran, Ängste loszulassen oder zumindest zeitweise beiseite zu stellen. Eingebettet im (oben genannten) Grübeln, nimmt sie den Depressiven vollkommen ein. Ein Teufelskreis von grübeln, negativen Gedanken, wie Ängsten, Selbstvorwürfen, etc. werfen die Stimmung noch mehr in den Keller. Hormone, die die Antriebslosigkeit ins unermessliche sinken lassen werden ausgeschüttet, im Gegenzug dazu mangelt es an Bewegung, Sozialkontakten und einer täglichen Aufgabe, Hobbies und alle dem, was auch ein Mangel an allen positiven Hormonen zufolge hat: Dopamin, Serotonin, Endorphine, Oxytozin, Adrenalin,… bleiben aus und es kann keine Besserung stattfinden.

Die beste Medizin in solch einer depressiven Verstimmung wäre eigentlich das Austreten aus dem objektiven Baden im derzeitigen Zustand und Abstand zu nehmen vom Grübeln und den negativen Emotionen. Die Gedanken und Gefühle entstehen hier dann im limbischen System statt, was man verlagern sollte. Also durch möglichst faktisches benennen und analysieren der Situation den Frontallappen einschalten und so den emotionalen Gedankenkreis aufbrechen und mit analytischem Denken zerschlagen. Denn im Frontallappen haben Depressionen keinen Platz, weil die Logik hinter einer Depression zu fragewürdig ist. Es hindert uns in unserem Überleben und wirft alsbald die Frage auf: „Warum grüble ich so viel über ein und dasselbe? Es bringt mich ja nicht weiter, also ist es sinnlos!“
Dann besteht die Möglichkeit, sich soweit distanzieren zu können, um Schritte einzuleiten, die eine Besserung hervorrufen werden: z.B. Spazieren gehen => durch Bewegung, Sonnenlicht, frische Luft und eventuell Sozialkontakten eine Ablenkung und positive Aspekte auf uns wirken lassen. Schon allein das Sonnenlicht, welches wir durch die Haut und durch die Netzhaut unserer Augen aufnehmen, verändert etwas in unserem Gehirn. Endorphine werden ausgeschüttet, Vitamin D wird freigesetzt, was unsere Laune hebt und das Immunsystem stärkt.

Jedoch ist der Zugang zu dem Gedanken, dass man so Besserung erlangen kann genau das, woran es meist scheitert, wenn sich depressive Menschen dazu aufraffen sollen.
Der erste Schritt dazu ist wie ein Durchbruch durch eine Mauer. Der Depressive ist bereits geschwächt und hat die Kraft nicht, sich mittellos durch eine stahlharte Mauer zu schlagen, um auf der anderen Seite Besserung zu erlangen. Der Depressive sieht und glaubt auch nicht an eine Besserung auf der anderen Seite, weshalb jegliche Motivation ausbleibt, sehr viel Kraft auf zu bringen, um sich durch zu schlagen. Außerdem fürchtet er allgemein zu scheitern oder noch mehr negative Päckchen auf den Buckel gelastet zu bekommen, weshalb er es meidet, risikofreudig einen Versuch zu starten, ob das durchbrechen der Mauer eine Besserung bereit stellt und sich einen Plan B zu erschaffen, falls dies nicht der Fall ist.
Die Menge an Motivation, die ein gesunder Mensch in sich trägt, die ihm Antrieb, moralisch verantwortliche Risikofreude und Flexibilität bietet, ist etwas, was in einer depressiven Phase fast gänzlich weg knicken kann. Es ist keine Faulheit und wahrscheinlich auch keine Sturheit des Depressiven, wenn er sich nicht aufraffen kann, um etwas zu tun, was ihm Besserung/Linderung verschaffen könnte. Er kann es einfach nicht umsetzen.
Wäre der Mensch ohne jegliche Motivation geboren, so würde er womöglich nicht mal die Geburt überleben. Der Überlebenstrieb ist so groß, dass wir uns automatisch schützen, durchschlagen und einfach weiter machen, nach einer Niederlage.  Ein Depressiver hat jedoch nicht einmal ein Auge für Gründe, um sich zu motivieren. Es beginnt also schon bei null, dass da gar nicht erst ein Ansporn dahinter zu erwarten ist, nach Meinung des Depressiven.
Ein möglicher Dialog könnte dies darstellen:
„Komm, gehen wir eine Runde im Sonnenschein spazieren, das tut dir sicher gut!“
„Wozu soll ich raus gehen, draußen wird es auch nicht besser!“
„Das werden wir dann sehen, lass es uns erst einmal versuchen!“
„Nein, das ist zu anstrengend, mich jetzt hoch zu raffen, um dann erst recht wieder enttäuscht zu sein. Da gehen wir dann raus, dann fühle ich mich womöglich unwohl in der Sonne und spätestens, wenn wir wieder zurück sind ist ohnehin alles beim alten.“

Im Normalzustand würde man einem Spaziergang in der Hoffnung auf Besserung zusagen, auch wenn es Kraft kostet, diesen ersten Schritt zu tun. Doch eine Depression macht schon allein für den kurzen Lichtblick auf Hoffnung blind. Es werden also zwei Filter vor die Augen gelegt, wodurch man den zweiten Filter, durch den man die Besserung dann erahnen könnte, gar nicht erst sieht und somit auch nicht daran glaubt.
In einer Depression, selbst in der kleinsten depressiven Episode machen sich Zweifel breit.
Der Kopf ist der Abspielort für alle möglichen furchtbaren Szenarien, die man sich in neutralem Zustand nicht mal vorstellen könnte, geschweige denn wollte. Als wäre der Angstteil im Gehirn auf Vollbetrieb. Dies aber nicht zu Zwecken (wie oben beschrieben), um uns zu schützen, sondern schon in solch einem Ausmaß, dass es uns eher schadet. Metaphorisch gesprochen also kein Werkzeug mehr, das uns in Notsituationen hilft, sondern ein Werkzeug, dass wir durch die Depression gegen uns selbst richten und uns damit verletzen. Eine Depression lässt uns auf eine Weise mit uns selbst umgehen, wie wir es einem anderen Menschen niemals antun würden. Schon gar nicht einem Menschen, den wir respektieren, schätzen und lieben.
Mobbing, Abwertung, Selbstgeißelung, Selbsthass und schlechtem Zureden machen den Depressiven zu seinem größten Feind, statt zu seinem helfenden, stützenden Freund, wie er ihn eigentlich bräuchte. Es ist eine unnatürliche Verhaltensform, grob gesagt. Halten wir uns doch schützend die Hände vors Gesicht, wenn uns ein Gegenstand entgegen fällt, so wäre es bildlich gesprochen beim depressiven ein Schrei danach, ihm etwas ins Gesicht zu schleudern und so seine Minderwertigkeit zu unterstreichen, dass er nicht mehr als Leid verdient habe.
Hier auszusteigen ist wirklich sehr, sehr schwer und bedarf oft jahrelanger Therapie, um zumindest annähernd gewisse Verhaltensweisen kennen zu lernen und mit langem Training bis zu einem gewissen Grad anwenden zu können.
Es gibt Wissenschaftler, die sagen, es gäbe eine Depression, die ausgelöst durch äußere Umstände (Krankheit, Verlust einer geliebten Person, Verlust des Arbeitsplatzes, einschneidender Veränderungen, etc.) „berechtigt“ seien und wie ein Schnupfen auf einen Händedruck eines Infizierten eine Folge auf ein Trauma seien. Soweit so logisch! Jedoch sehen sie eine zweite Form der Depression so, dass es Menschen gäbe, die mit einer Depression auf die Welt kämen und diese als „Krankheit im Gehirn in sich tragen“. Und diese Form sei hauptsächlich mit Tabletten in Zaum zu halten. Und genau da passe ich. Ich glaube nicht daran, dass eine Depression, bei der Geburt einfach so mitgeliefert wird. So wie jede Krankheit braucht es einen Auslöser. Das kann ein Trauma aus der Kindheit sein, aber auch banal erscheinende Vorfälle, die das Kind/ den Jugendlichen oder auch den Erwachsenen prägten. Ihm vielleicht näher gingen, als anderen Menschen- aus welchem Grund auch immer. Charaktere sind ja bekanntlich unterschiedlich. Mit ihnen aber auch die Stärken und Schwächen eines jeden Menschen. Jeder Mensch ist für andere Dinge sensibler und das muss keineswegs familiär, genetisch oder durch Vorbilder geprägt sein.
Depressive Menschen sind demnach womöglich einfach Menschen, die dünnhäutiger sind oder es wurden, anfälliger für Kränkung, Scham, Selbstkritik und gesellschaftlichen Zwängen sind. Vielleicht sind sie schlichtweg nachdenklicher und der Welt mit all ihren Themen kritischer gegenüber und bekommen, gepaart mit ihrer sensiblen Seite einfach keine gesunde Distanz zu diesen Zügen, was es zu einem zwanghaften Grübeln heran wachsen lässt. Hier angefangen kommt dann noch der Prozess hinzu, bei dem der Depressive eingestehen muss/soll, dass er Depressionen hat, was in ihm jedoch erst recht wieder gewisse Gedanken schürt, die den gesellschaftlichen Anforderungen, seinen Selbstwert und seinen Wunsch dickhäutiger zu sein ausradieren.  Also ein Teufelskreis.

Und doch habe ich es geschafft nach all den Jahren zu MEINEN depressiven Episoden zu stehen und öffentlich über sie zu reflektieren…

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