Hier einmal ein Text, über mein körperliches Befinden.
An sich bin ich ein junger, gesunder Mensch, körperlich fit und frei von jeglichen, chronischen Krankheiten. Geistige und körperliche Gesundheit ist meiner Meinung nach das wichtigste im Leben. Nur wenn der Körper und die Psyche einem nicht im Weg stehen, einen nicht behindern, ist alles möglich. Dies soll nicht heißen, dass Menschen, die körperlich oder geistig erkrankt oder behindert sind, nicht alle Möglichkeiten zur Verfügung haben. Es ist immer Einstellungssache, Glück und die Gesellschaft, die da mit spielen. Ich meine damit nur, dass durch Krankheit eine gewisse Einschränkung gegeben ist, mit der man erst lernen muss zu leben oder womöglich nie damit ins Reine kommt.
Ich hatte die letzten Jahre zwei ziemlich heftige Operationen und eine jahrelange Schleimbeutelentzündung im Schultergelenk. Durch die Erfahrung von den lang andauernden Schmerzen und die daraus resultierende Einschränkung, lernte ich Gesundheit richtig zu schätzen. Denn meine Krankheit/ meine Schmerzen waren vorübergehend. Die von anderen sind womöglich für immer Begleiter ihres Lebens.
Nach den Operationen verlor ich fast vollständig meine Selbstständigkeit. Und ich tue mir schwer um Hilfe zu bitten bzw. will ich die Sachen so, wie ich sie mache und die anderen machen sie aber nach ihrem Wissen und Gewissen.
So plagte mich also das schlechte Gewissen, wenn ich meine Schwester zum Einkauf schicken musste oder sie für mich das Geschirr waschen musste. Ich war froh, wenn dies erledigt war. Jedoch ist es nicht das selbe, wie wenn man sich selbst das Geschirr auf seine persönliche Weise wäscht und hernach alles dahin räumt, wo man es auch wieder findet. Es ist nicht das selbe, wenn man beim Einkauf nicht dabei sein konnte. Man bekommt vielleicht nicht alles, was man sich gewünscht hatte oder die falschen Produkte, hatte keine Chance, sich eine Alternative aus zu suchen, denn man lag ja Zuhause im Bett. Aufsetzen und aufstehen war für mehrere Tage/Wochen mit massiven Schmerzen verbunden. Sodass man sich am liebsten hätte schreiend wieder fallen lassen, aber man weiß, mann muss jetzt gegen die Schmerzen ankämpfen und die schmerzhafte Körperspannung halten, ansonsten kommt man nie aus dem Bett und zur Toilette.
Diese kleine Erfahrung hatte in mir neuen Lebensmut aufflammen lassen und lies mich erkennen, dass allein meine körperliche Gesundheit (egal, wie es um alles andere stehe) das größte Geschenk sei, dass es gibt und ich dafür all meine Dankbarkeit leben möchte.
Doch nun auch zu einem anderen Thema, welches meinen Körper und meine Seele betrifft. ZUCKER!
Zeit meines Lebens war ich immer schon schlank und sogar recht sportlich gebaut, jedoch war Ernährung schon im Säuglingsalter ein Thema bei mir. Meine leibliche Mutter fütterte mich mit Kaffee, lies mich tagelang hungern und die Pflegefamilie versuchte mich mit allen Mitteln zum Essen zu bringen, teilweise sogar mit Nase zuhalten, damit ich den Mund öffne. Meine Pflegemutter musste sogar das Kakao Pulver ins Kaffeeglas füllen, sodass ich glaubte Kaffee zu trinken, ansonsten hätte ich das Fläschchen nicht zu mir genommen. Und ich soff Mutter den Kaffee aus, wenn sie ihn nicht mochte, weil er ihr zu röstig oder zu stark war- und das mit 2!
Es gab angeblich eine längere Periode in meinem Kleinkindalter, in der ich jegliche Nahrung verweigerte, bis meine Pflegemutter mit ihren zwei Töchtern und mir in ein Fast Food Restaurant spazierte. Dort gab ich angeblich erste Zeichen, dass ich etwas essen solle und bekam einen Hamburger, was längere Zeit das einzige war, was ich essen wollte. Meine ersten Erinnerungen, dass ich gerne und viel naschte, beginnen mit 9, 10. Ich bekam vielleicht öfter zu naschen als andere Kinder, aber nur weil man mich belohnen wollte dafür, dass ich das Mittagessen brav aufgegessen hatte. Mutter hatte ihre Rituale mit Kaffee, Kuchen und Zigaretten, wenn sie mit Freundinnen entspannt zusammen saß und nicht dauernd mit uns Kindern keppelte. Ich verband das mit etwas sehr positivem.
Leider bis heute.
Als Jugendlicher begann dann das regelrechte Süßigkeiten stopfen. Ich hatte wirklich Glück, dass ich so schlank und gesund blieb.
Ich hatte Phasen, in denen ich 1-2 Tage gar nichts aß, weil ich mich fett und minderwertig fühlte und an anderen Tagen aß ich zwei Pizzaschnitten und eine Packung Mannerschnitten alleine in der 10 Uhr Pause. Während dem gesamten Hauptschulabschluß ging das so und die Schuljahre danach wurde es zwar weniger bezüglich Pizza und Co, dafür exzessiver, was Süßes anging.
Teilweise war es mir peinlich beim naschen gesehen zu werden und ich aß meine Schokoriegel alleine/ heimlich.
In Gesellschaft essen mag ich bis heute nicht so gerne.
Die letzten Jahre ist mein Verlangen nach Süßem so ausgeprägt, dass ich grantig werde, wenn ich nichts Süßes bekomme, hibbelig und nervös auf die Suche nach Naschsachen bin, Sonntag Nacht sogar noch zur Tankstelle ausrücke, um meine Schokoriegel oder Kuchen zu bekommen. Allgemein sind es Schokolade, Backwaren=Kuchen/Plunder und Kekse, die ich nasche. Chips/Knabberzeug, Gummizuckerl, süße Softdrinks brauche ich alles nicht. So richtig fiel mir meine regelrechte Sucht danach erst auf, wenn ich mal nichts Zuhause hatte oder Gespräche über das Naschverhalten anderer hatte. Naschen war ich meinem Fall ja der Falsche Ausdruck. Es wurde zu einem ritualsmäßigem Verschlingen. Zwei Schokoriegel nacheinander bei einer Tasse Kaffee ist keine Seltenheit bei mir.
Bei Stress, Trauer, Wut, Wunsch nach Erholung und Entspannung, “jetzt gönn ich mir was!”-Vorhaben, esse ich eine Tafel Schokolade, wie andere ein Butterbrot. Und das obwohl es wenige Stunden zuvor Mittagessen inklusive Kuchen Nachspeise gab. Manchmal bemerke ich gar nicht, dass ich gerade nasche und komme erst mittendrin drauf, dass ich schon wieder unnötig Kalorien zu mir nehme.
Oft nasche ich heimlich, damit es meine Freundin nicht bemerkt. Dann sitze ich am Badezimmerboden, vertilge die Schokolade und lasse die Verpackung, wie ein Verbrechen ganz unten im Müll verschwinden. Natürlich notiere ich mir dann unbemerkt, dass ich neue nach kaufen muss. Wenn ich mal nichts für mich Zuhause hatte, meine Freundin von ihrem Geburtstag aber noch eine Tafel gewöhnliche Schokolade hatte, aß ich die unbemerkt auf und kaufte eine nach, die ich ihr dann heimlich, still und leise an die Stelle lag, wo ich die original Tafel entwendet hatte.
Seit der Tagesstruktur (also seit April) ging es immer mehr in die Richtung, dass ich nicht erst Nachmittags meinen Kaffee und Kuchen bekomme, sondern schon Vormittags oder gar in der Früh mit Kuchen und Torten begann, um Morgens überhaupt motiviert genug zu sein, um das Bett zu verlassen. Zwischenzeitlich fehlt mir zwar die Kraft und die Motivation, oder sogar die Zeit, etwas gesundes zu Mittag zu kochen und dann lebe ich von Fertiggerichten und Fastfood (was mich eigentlich zutiefst anwidert), aber grundsätzlich schaffe ich es gut, mich gesund zu ernähren. Selbst die Low Carb Diät vor 2 Jahren wäre kein Problem für mich gewesen, wenn mich nicht der Hunger auf Kuchen mit echtem Zucker wieder zurück zur ungesunden Nahrung getrieben hätte. Es ist ein Teufelskreis. Ich ernähre mich den ganzen Tag gesund, zwinge mich zum Gemüsekauf, zum verzichten auf Weißmehl, Teigwaren und gesättigte Fettsäuren, bereite aufwendige Salate, selbst gemachte Dressings, selbst gebackenes Brot dazu, etc. und spätestens abends/nachts fresse ich dann die 3 Stück Kuchen (EGAL ob ich sie Zuhause hab oder nicht!!!) und zerstöre so alles wieder.
Es ist so frustrierend. Ich habe schon alles versucht, kenne alle Tricks, aber im Kopf ist irgendein Schalter noch furchtbar blockiert…