Mit dem Status „arbeitsunfähig“ darf man logischerweise keiner Teilzeit- oder Vollzeitbeschäftigung nachgehen (denn sonst wäre man ja auch arbeitsfähig), aber man darf als geringfügig Beschäftigter arbeiten und das Gehalt davon wird dann wegdifferenziert von den Beihilfen. Genormt und fair.
So hatte ich die Chance in einen meiner Wunschberufe rein zu schnuppern: Veranstaltungstechniker.
So begann ich im Dezember 2015 als fallweise beschäftigter bei einer Eventfirma zu arbeiten.
Der Arbeitnehmer stieg online in ein Portal ein und trug sich per Mausklick in die Jobs ein, wo er arbeiten konnte/ wollte, festgemacht an Arbeitszeit, Stundenaufwand und Location. Dieser Job war die Chance für mich, um zu sehen, ob ich es schaffen kann (wenn auch nur auf geringfügiger Basis), was natürlich weder Arbeitgeber noch KollegenInnen wussten. Hätte ich meinen Lebenslauf offen dargelegt, hätte ich weder den Job bekommen, noch den Kollegen in die Augen sehen können vor Scham.
Für die anderen war ich also einer von ihnen. Ein Kollege, der neben seiner anderen Beschäftigung (sei es Studium oder einem zweiten Job) eben noch diesen Job macht, um mehr Stunden bzw. mehr Geld zusammen zu haben am Ende eines Monats. Und inoffiziell war ich der Typ, der versuchte sein Leben auf die Reihe zu bekommen, zu entdecken, was zu ihm passt, ob er es schafft einer Tätigkeit nach zu gehen, mit Kollegen zu agieren und eine Beschäftigung zu haben, die ihm wenigstens paar Stunden in der Woche einen Sinn im Leben gibt. Und ich schlug mich großartig.
Meine Chefin/Crewleiterin war begeistert von mir, lobte meine „Hands on“ Mentalität, wie sie es immer nannten, meine fleißige, pünktliche und zuverlässige Art und schätzten meine freundliche, besonnene Art- selbst bei Nachtdiensten. „Endlich was zu tun, ich schaffe das, das mach ich toll!“ dachte ich mir oft. Wie ein Kind, das Lob braucht, wenn es seine ersten Schritte tut. Doch die Nervosität vor jedem Dienst war nicht normal und legte sich (wie auch schon bei den Jobs Jahre zuvor) nicht. Ich dachte, wenn ich mal länger in der Firma bin, dann wird das irgendwann nicht mehr so sein, aber es blieb. Ich weiß nicht, woher diese Nervosität kam. Hatte ich Angst vor den sozialen Kontakten, die bei solch einer Teamarbeit entstehen? Wohl eher Angst vor ruppigen Kollegen. Oder Angst ausgeschlossen zu werden. Ich hatte immerzu Angst zu spät zu kommen und war oft 45 Minuten zu früh vor Ort und musste auch im Winter draußen vorm Veranstaltungsort warten. Und überhaupt nahm ich alles sehr genau. Nicht nur die Pünktlichkeit, sondern auch die Korrektheit und Sorgfalt mit den Produkten, mit denen wir arbeiteten, das mit an packen und das Einhalten diverser Richtlinien und Sicherheitsvorkehrungen. Immerzu wollte ich aufmerksam sein und mitdenken oder gar voraus denken. Ich wollte mir alles merken, was ich neu gelernt hatte und professionell und somit unabhängiger werden in meinem Fach. Einmal das Gefühl von Kompetenz erleben und mein Selbstbewusstsein so stärken…
Der Versuch
