Zurück auf die Laufbahn

Ich ging zurück an die Uni, jedoch nur als “Gasthörer”, denn hätte ich mich inskribiert und wäre dann wieder ausgestiegen, so hätte ich jegliches Geld verloren und meine Existenz nicht mehr sicher können. Vor allem mit der Unsicherheit, ob mein Zustand so bleiben würde oder nicht, war das Risiko viel zu groß.
Außerdem fiel mir an der Uni sehr schnell auf, dass meine Konzentrationsspanne langfristig gesehen, also über Wochen hinweg nicht nur absackte, sondern vollkommen verflog und sogar in eine tiefe Abneigung umschlug. Plötzlich war ich mir mit nichts mehr sicher. Welche Ausbildung? Welche Fachrichtung? An welcher Institution? Uni, FH, HTL, Lehre,..? Überhaupt eine Ausbildung? Würde ich das schaffen? Tagtäglich lernen über Jahre hinweg? Das hatte ich schon mal und es ging nicht gut aus. 2011 nicht nur die Trennung von einer 7 jährigen Beziehung, nach dem Auszug von Zuhause, sondern auch noch ein Burnout vom vielen lernen, studieren und dem arbeiten nebenbei und dennoch kein Geld für Essen haben.
Sollte ich dieses Schiff tatsächlich nochmals besteigen? Noch dazu, wo ich älter geworden war und vielleicht nicht mehr so viel Elan hatte, wie noch vor paar Jahren?
Also überlegte ich arbeiten zu gehen und unterbreitete dem AMS und dem Amt, welches meinen Lebensunterhalt unterstützte meine Pläne und Ideen. Doch ich stieß nur auf kritische Blicke und Warnungen. Würde ich einmal aussteigen aus dem Status „arbeitsunfähig“ und mich arbeitslos/arbeitssuchend melden, so wäre ich schutzlos ausgeliefert. Also kein Auffangnetz, falls ich merke, dass ich doch noch nicht so weit bin, um 40 Stunden die Woche, oder von mir aus 20 Stunden die Woche zu funktionieren. Was wenn die Krisen heftig wieder kommen würde, denn kleine Einbrüche hatte ich auch 2014 und lange Zeit danach noch. Ich hatte keinerlei Garantie, dass ich es schaffen werde, allein die Strapaze ertragen würde, aus diesem System auszusteigen, Amtswege, tausend Erklärungen warum weshalb, wieso jetzt, wieso genau dieser Job und so weiter und so fort.
Auch der Plan an die Uni zu gehen wurde vernichtet. Ich suchte um ein Stipendium an und bekam nie wieder eine Rückmeldung von den überforderten MitarbeiterInnen, die sich mit meinem Spezialfall (ich bin ein Pflegekind und kann keinerlei Angaben zu meiner leiblichen Mutter machen!) nicht aus kannten. Dann schickten sie mich seltsamerweise weiter zur PVA, wo ich nach vielen, langen Gesprächen, wo ich schlichtweg von meiner Misshandlung im Babyalter, dem Kinderheim, den leiblichen Eltern, der Pflegefamilie, den Essstörungen, der Psychiatriezeit und dem „2012-2014 Projekt“ erzählte und nach psychologischen Gutachten und Tests als „normal und gesund, aber posttraumatisch belastet und daraus resultierend an rezidivierenden depressiven Episoden leide und daher als arbeitsunfähig eingestuft“ wurde.
Nun, ich war Zwiegestalten. Ich wollte doch nichts anderes, als so zu sein, wie die anderen:  zu arbeiten, zu funktionieren, selbstständig sein und dem Staat nicht wie einer dieser asozialen Bahnhof-Tagestrinker-Geldschnorrer auf der Tasche liegen. Andererseits bot es mir ein Sicherheitsnetz, um das ich immer dankbar sein werde, weil es mich nachts schlafen ließ und mir  die Sicherheit gab, dass meine Existenz gesichert ist.

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