Bereits zu Zeiten, als ich in der Psychiatrie war, weil mein Zustand so schlecht war, lies ich mich schamlos von meiner Pflegefamilie ausnutzen. Dies war schon immer so. Ich bin, seit ich denken kann der Meinung, dass ich ihnen all das geben muss, was sie verlangen, mich opfern muss, um ihnen Dank zu zollen, dass sie mich (FREMDES KIND) zu sich genommen haben.
Selbst meine kleine Schwester, ich nenne sie mal Z (auch ein Pflegekind, jedoch aus einer anderen Familie) legt dieses einfordernde Verhalten an den Tag. Sie lässt Wochen- bis Monatelang nichts von sich hören, ist teilweise angeblich eingeweiht, dass man gerade mit einer Grippe zu kämpfen hat oder ähnliches und dann kommt, ohne Einleitung oder Grüße senden die Nachricht: „Wie kann ich Lieder vom iPod löschen???“
Vor einiger Zeit ging sie, ohne jeglichem Grund auf meine Freundin los und das währendem wir dabei waren, ihr etwas zu kaufen, weil sie ja wieder einmal Ohrringe haben wollte und wir dafür drauf zahlen mussten, weil sie zu wenig Geld mit hatte. Und ihr diebisches Verhalten war immer das schlimmste. Wieviel mir dieses Kind aus meinem Zimmer gestohlen hat. Sachen, mit denen sie teilweise nicht einmal etwas anfangen konnte, selbst Hausaufgaben, die ich dann verzweifelt suchte. Ich habe keine Ahnung, warum sie das tat.
Und im Sommer nach meiner Matura, wollte ich unsere Toilette verschönern und malte aus. Fein säuberlich klebte ich erstmal 30 Minuten lang alles ab, malte dann aus und verstaute die restliche Farbe im Vorzimmer. Am nächsten Morgen sah ich, dass alles verschmiert war mit der Farbe, die Fensterbretter, die Türrahmen und sogar das Glas- es sah scheuslich aus. Alles was ich zuvor agribisch abgeklebt hatte, war meine kleine Schwester der Meinung, müsse sie noch mit den Fingern ausmalen. Ich weiß, sie war damals noch recht jung (12), aber damals fühlte es sich für mich an, als würde sie einfach aus Spaß alles nehmen oder kaputt machen, um mich zu ärgern… Aber was soll’s, sie war, wie gesagt noch ein Kind!
Meine große Schwester, diese nenne ich Y, teilt mich regelmäßig in ihre Hausarbeiten ein:
„Liebster Bruder, du DARFST vorbei kommen meine Fliegengitter austauschen, mir beim Aufräumen helfen und mich zum Einkauf fahren. Irgendjemand muss meine 6er Tray tragen,…“
2012 begann sie (warum auch immer) ein Projekt, bei dem sie von einen Tag auf den anderen das Bedürfnis hatte eines ihrer 4 verwahrlosten Zimmer in ihrer Messi Wohnung zu renovieren. Sie sekkierte Gott und die Welt (vor allem aber mich), dass man vorbei kommt, Tapete kratzt, Boden verlegt, aufräumt und anschließend wieder streicht.
Es war der Horror. Nicht nur meine eigenen Probleme waren zu der Zeit (kurz nach meinem Suizid Versuch) eine Last für mich, sondern ich musste noch die Schnapsideen meiner Familie dulden.
Und ihre Liste endete nie. Kaum war ich mit einem fertig, fiel ihr die nächste Erledigung ein.
Ich also am Weg nach Hause, nachdem ich ihr blödes Zimmer fertig gestrichen hatte, worauf nur ein „Na endlich ist das fertig…“ kam, schon ein Anruf: „Lieblingsbruder, wann hast du nächste Woche Zeit für meinen Keller, dass wir den mal wieder aus sortieren? Außerdem will ich paar Dinge zum Müllplatz bringen!“ Damals hatte ich noch kein Auto.
Teilweise wurde es so massiv, dass sie anrief, wenn ihr ein Bild von der Wand gefallen war, damit ich möglichst bald vorbei komme, dies wieder aufhängen.
Ich willigte immer ein. Ich wollte nur meine Ruhe haben und hatte das sekkieren satt, also machten wir meist schnell Termine aus und ich lies mich quälen. Meine Exfreundin sagte damals zu mir: „Was für ein Klischee, dass unleibliche Kind, das als Aschenputtel fungiert!“
Meine Pflegemutter riss manchmal derartige Witze. Wenn ich ihr als Kind die Küche fegen sollte und sie zu ihren Freundinnen beim Kaffee sagte: „Naja, dafür hab ich mir das Kind ja genommen, damit ich Hilfe im Haushalt habe…“ dabei lachte sie mich an und für sich lieb an und es war ja auch nur ein Witz. Aber es kränkte mich. Das zeigte ich aber nicht, sonst wäre ich mit meinen 8 Jahren nur wieder als „Humorlos“ dargestellt worden.
Morgens frisierte sie mir (als ich noch klein war) meine langen Haare, was immer sehr weh tat, weil sie sehr verfilzt waren und wenn ich dann vor Zupfen zusammen zuckte, haute sie mir mit der Holzbürste auf den Kopf. Aber vielleicht hatte ich mich ja wirklich sehr zimpelig angestellt, dies weiß ich nicht mehr, deshalb will ich ihr da keinen Vorwurf machen.
Mutter war oft auch sehr sehr lieb und fürsorglich, geduldig und lustig. Sie hatte es sicher nicht immer leicht mit mir: Mit einem verstörten, schwer ängstlichen Pflegekind.
Kürzlich erzählte sie mir, dass ich manchmal so sehr klammerte, dass sie mich zwingen musste, manche Dinge auch alleine zu machen. Dann musste ich eben mal alleine an der Ecke warten, währendem sie 5 Meter weiter Popcorn holte. Und trotzdem hatte ich geschrien, weil ich sie kurz aus den Augen verlor. Furchtbar schwierig sicher- für sie!
Ich weiß noch, als sich meine Y Schwester 2012 das Bein brach, weil sie (trotz ihrem Übergewicht) wieder mal Nachschub an einer Palette Energydrinks besorgen wollte, also rückte die Familie aus. Doch sie stolperte über eine Stufe und verletzte sich den Knöchel, worauf mehrere Wochen Gips folgten. Und da begann es. Tagsüber war ich (um mich zu regenerieren und wieder ins Leben zu finden) in der Tagesklinik, gleich im Anschluss besuchte ich für 1-2 Stunden eine damalige Freundin auf der Akutstation, die Druck machte, dass ich vorbei komme, denn täte ich es nicht, würde ich sie im Stich lassen und danach fuhr ich zu meiner Schwester heim, essen machen, ihr beim Waschen helfen, umziehen, einkaufen und noch paar solcher Sachen. Und EINMAL sagte ich dann ab, weil es mir extrem dreckig ging, ich sogar nach Tagesklinik-Schluss noch im Zimmer der Oberärztin sitzen musste und angehalten wurde, mich zu beruhigen, bevor sie mich gehen lassen dürfe, weil ich am jenem Nachmittag zusammen brach und nicht mehr aufhören konnte zu weinen.
Als ich meiner Schwester unterbreitete, dass ich stattdessen am nächsten Tag komme, meinte sie nur schroff: „Na da bin ich mal gespannt, ob es dir nicht wieder soooo schlecht geht, dass du nicht kommen kannst!“
Auch hier will ich einstreuen, dass meine Y Schwester auch oft für mich da war, wenn es mir nicht so gut ging, indem sie mich z.B. zu unangenehmen Terminen begleitete. Sie ist zwar meist nicht die feinfühligste, aber sie war da und das war mir oft sehr viel wichtiger.
Das war schon immer so gewesen. Schwäche zu zeigen war verpönt in meiner Familie.
Meine Lebensgefährtin war selbst dabei, als letztes Weihnachten ein Thema aufkam, welches an jenem Weihnachtsabend und auch 2 Wochen später beim Kaffee und auch im neuen Jahr beim Aufräumen von Mutters Unordnung breit getrampelt wurde. Es ging die ganze Zeit um meine „hysterischen Anwandlungen“, die ich als Kleinkind hatte. Mutter erzählte laut und schmückte aus, dass ich, als ich 3 war einmal einfach so zu weinen begann in einem Einkaufscenter, mich zu Boden warf und schrie wie am Spieß. Warum genau ist nicht ganz klar, vielleicht einfach müde und trotzig, vielleicht hatte Mutter etwas Schroffes gesagt, ich weiß es nicht.
Auch meine Lebensgefährtin meinte nach diesem Vorfall, dass sie entsetzt sei und noch nie erlebt habe, dass eine Mutter ihr Kind so bloß stelle und sich so sehr an einzelnen Geschehnissen (vor allem von einem KIND) aufhänge und diese immer und immer wieder erzähle.
Mutter liebt es, solche Ereignisse her zu holen, sie vor allen zu erzählen und meine „immer schon hysterische Art“ an den Pranger zu stellen. Als Hysterie bezeichnet sie bei uns Kindern alles, bei sich selbst nichts: Meine kleine Schwester wurde als Kleinkind von einer Biene gestochen. Ihre Tränen, die sie damals verdrückte werden bis heute als Hysterie verkauft. Wenn Mutter zu recken anfängt, weil sie versehentlich einen Schluck ausgerauchtes Mineralwasser (statt dem frisch geöffneten) macht, ist das völlig plausibel und gerechtfertigt. Wo ziehen die also ihre Grenze?
Meine zweite große Schwester (X), zu der ich keinen Kontakt mehr habe (zu diesem bombastischen Thema wird es noch einen eigenen Eintrag geben… oder mehrere!) hilft Mutter kein Stück im Haushalt. Die Mutter hatte in den letzten Jahren viele Operationen, weil sie niemals auf ihren Körper geachtet hatte und jetzt alles hoch kommt. Ständig kommt was Neues dazu und sie ist auch nicht mehr die jüngste und jedes Mal, bis zu Monate nach ihren Operationen ist sie quasi ein Pflegefall.
Immer müssen meine zweite große Schwester und ich dann alles für sie erledigen.
Auch gestern (4 Monate nach ihrer letzten OP) war ich, so wie seit September fast jede Woche bei ihr und machte ihren Haushalt. Diesmal brachte ich eine Grundordnung in ihr Küchenregal. Mutter hatte nie Möbel. Sie gibt ihr Geld seit jeher lieber für Konzertkarten aus. „Koste es was es wolle… Und wenn ich 200€ pro Karte zahle, dort muss ich hin!“ sagt sie regelmäßig.
Aber das Besteck in der Küche bewahrt sie in Kaffeetassen gesteckt auf, die Abwasch sieht aus wie ein Trog und sämtliche Lebensmittel und Geschirr kugeln lose auf den offenen Regalen herum.
Das einzig dekorative in dieser Wohnung, sind jene Bilder und gebastelten Schulprojekte, die ich zu der Zeit auf hing, als ich da noch wohnte, um dieses Drecksloch liebevoller zu gestalten.
Mutter erzählte immer herum, wir täten nichts im Haushalt, aber das war nicht wahr.
Ich hatte immer mit geholfen und teilweise verzweifelt die Zeit genutzt, in der Mutter nicht Zuhause war, um auf zu räumen. Doch kaum war sie zurück, sah es wieder aus. Am Esstisch steht eine Schüssel, in ihr zwei Äpfel, eine braune Banane, ein Paar schmutziges Socken und ein paar Zeitungen, die auf alle dem balancieren.
Muttertag war immer furchtbar. Mutter war immer saugrantig in der Früh.
Sie war eine Frühaufsteherin. Zwischen 5-7 Uhr war ihre Zeit, in der sie auf stand. Also musste ich noch vor ihr wach sein, schlich durch die Wohnung und brauchte allein fürs Tisch abräumen fast 20 Minuten, dann noch Frühstück herrichten und alles. Dann warten bis sie auf steht und sich missmutig zu Tisch setzt und außer sich ist, weil die Sachen vom Tisch weg sind und sie wissen will, wo sie sind und warum ich ihr wieder alles verräume, damit sie es nicht findet, etc.
Am letzten Muttertag, den ich ihr je schön machen wollte, setzte sie sich zu Tisch, rauchte sich eine an und sagte: „Und Butter kann ich mir selbst holen oder was?“
Mein selbst gebasteltes Geschenk fand ich Wochen später im Mistsackerl. Als ich sie voller Scham drauf ansprach, meinte sie, es wäre nass geworden. Ich meinte, man könne es ja auf die Heizung legen, worauf sie aggressiv wurde: „WAS SOLL HIER NOCH ALLES RUM KUGELN! SCHAU DIR DIE WOHNUNG AN! KEINER HILFT MIR!!!!“
Manchmal kamen Besuche von Sozialarbeitern. Mutter trieb meine kleine Schwester und mich dazu an, IHRE Zimmer auf zu räumen (denn meins war ohnehin IMMER pikobello) indem sie uns Angst einflößte: „Wenn die sieht, dass es hier so aussieht, kann es sein, dass ihr hier nicht mehr wohnen dürft und ins Heim müsst!“ Genau so machte sie es zu Weihnachten, Ostern und Geburtstag.
Oft durfte ich nicht spielen gehen im Hof, sondern musste aufräumen. Aber nicht etwa mein Zimmer, sondern Wohnzimmer, Vorzimmer, Küche und Bad.
Mutter ist Medienverliebt. Was diese Frau über die Schicksale von Promis weinen kann, ist zu skuril um wahr zu sein. Kaum erzählt ein Promi kurz, dass er eine schwere Kindheit hatte oder dass er an seinem Aussehen zweifelt, fließen die Tränen vor Rührung und Mitgefühl und sie erzählt allen, wie arm dieser Mensch ist und wie bewundernswert.
Dass meine kleine Schwester aber fast um kam, als Mutter im Streit eines Abend auf ihr kniete und sie würgte, macht ihr nichts aus. Auch lies es sie scheinbar kalt, als ich ihr mit 14 erzählte, dass ich sterben will und oft auf der Brücke stehe und überlege zu springen.
Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass sie bei der Beerdigung ihrer eigenen Mutter vor fast 1,5 Jahren weniger weinte, als damals, als sie erfuhr, dass Udo Jürgens verstorben ist.
Fan gut und schön, aber das ist utopisch.
DU SOLLST MUTTER UND VATER EHREN!?
Das tue ich und zwar viel zu sehr. Und genau das ist mein Problem. Genau deshalb entsteht hier gerade dieser Text, in dem alles aus mir raus platzt. Ich habe mich mit 15 bei meiner Mutter entschuldigt, dass ich als Kind so schwierig war und mit 21 bat ich um Vergebung, dass ich so ein komplizierter Jugendlicher war. Bis heute rufe ich sie manchmal an, in einem Schwall von Dankbarkeit und erzähle ihr, was für eine gute Mutter sie war/ist und dass ich ihr für alles danke. Und das meine ich in diesen Momenten immer ernst. Es ist bloß in meinem Herzen eine so schmerzhafte Kluft zwischen dem was sie gut machte und dem was sie vermasselte. Und da muss man auch sagen: „Alle Eltern machen Fehler!“
Ich meine, ich habe NOCH NIE Menschen sagen hören: „Ja, meine Eltern haben alles richtig gemacht. Ich hatte eine schöne Kindheit!“ Selbst die noch so rosigen Kindheiten werden im Alter mit: „Ach, ich hatte es nicht leicht!“ erdrosselt- vielleicht um eine Rechtfertigung zu haben, dass man heute so kaputt ist oder ich weiß es nicht. Aber ich gebe nicht meiner Mutter die Schuld, dass ich so bin wie ich bin. Ich selbst trage die Verantwortung dafür. Und doch würde ich ihr einerseits gerne sagen, was mich getroffen hat. Dann aber denke ich, wozu? Was würde es ihr heute noch bringen?
Wozu sollte ich beginnen, wie X und die anderen Schwestern und ihr Sachen an den Kopf werfen, sodass sie weint. Ich will nicht, dass sie weint. Da weine ich lieber allein, als sie zum Weinen zu bringen.
Soll sie lieber wegen ihrer Stars weinen und ihnen den ganzen Tag widmen, indem sie Radio und Fernsehen zeitgleich laufen hat und dann womöglich noch telefoniert.
Kürzlich lobte ich meine Mutter am Telefon, dass sie mich (ein Pflegekind) zu sich genommen hat. Am Ende des Telefonates sagte ich: „Hab dich lieb!“ laut und deutlich. Es kam, wie schon so lange nichts zurück. Was hält sie zurück, mir zu sagen, dass ich sie mich auch lieb hat?
Ich bin das ruhigste Kind mittlerweile. Ich streite mich nicht mit Mutter. Ich bin der geduldige, sanftmütige Sohn, der seiner Mutter schon lange nicht mehr an den Kopf wirft, was sie falsch gemacht hat und ihr bei steht, egal was sie tut. Ich denke mir, sie ist alt, irgendwann wird sie nicht mehr sein und dann will ich mich daran zurück erinnern, dass wenigstens ICH sie nicht gequält habe die letzten Jahre. Das können meine drei Geschwister dann nicht von sich behaupten. Meine kleine Schwester, eben auch ein Pflegekind, liegt ihr auf der Tasche, wohnt noch zuhause, plant dies auf ewig so bei zu behalten, macht nichts im Haushalt, stiehlt Mutters Geld heimlich, sowie DVDs etc., um sie zu verkaufen, fordert Materielles ohne Ende, ist ungenügsam und greift Mutter teilweise sogar körperlich an, wenn es (so wie seit eh und je) zu ihren TÄGLICHEN Gefechten kommt.
Die jüngere leibliche Tochter (Y) ist seit vielen Jahren arbeitslos, kämpft seit ihrer Geburt mit Übergewicht, welches sie niemals in den Griff bekommen wird mit dieser Einstellung, hält aber jedem Vorträge, wie man sich zu ernähren hat. Sie stellt insgeheim alle als ihre Diener ein und versteckt sich in ihrer medialen Welt. Kaum Zuhause, wird Facebook gestartet, nebenbei gezockt und der Fernseher läuft. Auf dem Schreibtisch stehen meist Teller mit Flecken und Saucen drauf, die schon aussehen wie einbetoniert.
Als sie Wind davon bekam, dass meine derzeitige Lebensgefährtin gut im Umgang mit Computern und jedweder Technik in dem Bereich war, sekkierte sie mich ohne Ende, dass ich sie wegen diesem und jenen fragen soll und ob sie mal vorbei kommen kann, ihr helfen. Als ich an meinem Geburtstag (den sie letztes Jahre vergessen hatte) erzählte, dass ich eine Party gebe und ein Freund aus Linz auch käme, rief sie mich am nächsten Tag beinhart an:
„Du hast ja erzählt, dass der Freund aus Linz heute nach Wien fährt. Kann er sich vielleicht jetzt mit uns treffen und uns unsere Einkäufe abnehmen und dir nach Wien mitbringen. Wir sind gerade in Linz und haben so viele Kekse gekauft, dass wir sie nicht mehr tragen können…“
Manchmal teilt sie mich nicht nur für ihre, sondern auch für andere Aufgaben ein. Zum Beispiel, für Freundinnen oder eben auch bei Mutter oder X. Insgeheim kaufe ich dann ein und schleppe die Einkäufe, in dem Glauben es sei für meine große Schwester und dann erfahre ich hinterrücks, dass diese Besorgungen für jene Schwester war, zu der ich aus gutem Grund seit Jahren keinen Kontakt mehr habe. Wirklich schönes Gefühl.
Kurz vor meinem Geburtstag vor 3 Jahren, half ich Mutter das alte Puppenhaus meiner kleinen Schwester zu verkaufen. Ich putzte es, reparierte ein paar Sachen und machte schöne Fotos für ein Inserat. Ich hatte die ganze Arbeit mit dem Verkauf, das Produkt reinigen und renovieren, das Inserat schalten, das Email schreiben und Telefonieren mit den Interessenten und schließlich dem Käufer und das herum tragen des Hauses von meiner Mutter Zuhause zu mir und dann von mir zum Treffpunkt mit dem Käufer. Ich konnte 60€ für das Haus einhandeln, gab es in ein Briefkuvert und brachte dies beim nächsten Treffen mit. Dieses war mein Geburtstagsessen in einem Lokal im Einkaufszentrum. Ich freute mich, dass ich Mutter Geld erbracht hatte und dass sie damit jetzt ihr Essen bezahlen konnte und noch etwas beiseite hatte. Doch sie öffnete das Kuvert, nahm das Geld heraus und schon fuchtelte meine große Schwester (Y) mit den Händen. Mutter drückte ihr die 60€ in die Hand, woraufhin meine Schwester mit den Scheinen provozierend vor meinem Gesicht herum fuchtelte und die Zunge raus streckte a la „Ätsch Bätsch!“
Sie nimmt Mutters Geld ohne jegliches schlechtes Gewissen. Sie sagt: „Mamilein, ich brauche Geld!“ Mutter zückt die Geldbörse, nimmt einen 20er und einen 50er heraus, hält ihr den 20er hin und sie erdreistet sich, greift nach hinten an den 50er zieht ihn mit einer schnellen Bewegung heraus und sagt ein abgehacktes „Danke sehr!“ und geht.
Sie bläst große Sprüche von wegen, wir müssen bei Mutters Akten und ihren 50 Ordnern, die alle samt durcheinander sind Ordnung rein bringen und sie brauche meine Hilfe dabei und rührt dann keinen Finger und lässt mich alles alleine machen. Wenn ich dann um Hilfe bitte, furzt sie absichtlich und sagt: „Ich mag aber nicht!“ Dann streiten Mutter und sie und ich sitze still daneben und fühle wie es in mir brodelt, während ich still sitze und zwischen all diesen Papierkram versuche Ordnung zu erschaffen. Und im Hintergrund streiten sich zwei, der Radio und der Fernseher laufen gleich laut!
Sie lästert über Menschen auf der Straße, egal wen. Egal, ob dieser Mensch zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn, ihrer Meinung nach unattraktiv oder sonst irgendwie auffällig ist. Sie ist die erste, die mich (leider nicht so unauffällig, wie sie denkt!) anstößt, wenn eine übergewichtige Person vorbei geht. Neulich starrte sie eine Frau an, die einen Kopf kleiner war als sie und sagte spöttisch zu mir: „Schau mal, so klein und darf schon alleine einkaufen gehen!“
Oder vergangenen Sommer. In der U-Bahn öffnete sich ein junger Mann ein paar Knöpfe seines Hemdes, weil ihm heiß war und schon fing sie an: „Na also so schön ist der nicht, dass der seinen Körper so herzeigen muss. Wenn ich mein Hemd schon öffne, dann doch nicht, wenn ich SO aussehe!“ Dieser Mann war normalgewichtig und es war nichts Seltsames an ihm. Aber nachdem er nicht aussah, wie die Typen auf ihren Plakaten, war er wohl nicht gut genug, um sich vor Überhitzung schützen zu dürfen. Ihre ganze Wohnung ist voller Poster, wie die eines Teenies. Überall Stars oder Manga Figuren. Sie lebt vom anhimmeln ungreifbarer Personen.
Ich rücke aus für ein Treffen mit ihr, weil sie spazieren gehen will und sie telefoniert die ganzen 40 Minuten mit X, ohne auch nur Anstalten zu machen, sie später um einen Rückruf zu bitten. Aber wenn X ihre 2,5 Stunden pro Tag mit Mutti telefonieren muss, wird ja auch nichts gesagt. Und diese 2,5 Stunden am Tag geschehen nicht mal in einem oder zwei Zügen, nein. Das Handy klingelt alle paar Minuten. Ich habe einmal bewusst drauf geachtet, weil ich wissen wollte, wie oft es tatsächlich ist. Meine Mutter und ich waren eine Stunde miteinander unterwegs (wollte ihr eigentlich etwas Persönliches erzählen und ihren Rat). In dieser einen Stunde läutete fünf Mal das Handy und die Gesprächsdauer war zwischen 2-6 Minuten. Man kann sich also ausmalen, wieviel Zeit da für mich blieb. (Aber mehr dazu im Beitrag „X“)
Ich erinnere mich, als meine kleine Schwester (Z, die unter einer geistigen Behinderung leidet und frisch aus der Schule in eine Werkstätte wechselte) zu Weihnachten einen Gutschein fürs Einkaufzentrum bekam. Das war quasi ihr vierzehntes Gehalt, welches sie von ihrer Firma bekam.
Damals brach ein regelrechter Krieg unter den drei Schwestern aus, weil meine großen Schwestern der Meinung war, die Kleine brauche solch einen Gutschein nicht und dass sie ihn den großen Schwestern geben solle. Die wollten ihr diesen Bonus einfach abstreiten. Furchtbar.
Ja, meine kleine Schwester ist geistig zurück geblieben und hat keinerlei Bezug zum Geld oder sonstigem Wert, aber das ist noch lange kein Grund sie auf diese Art und Weise zu besachwalten.
Ich war damals so entsetzt. Auch mit ihrer Beihilfe wird so umgegangen.
Und dann eben noch jene Schwester (das erste leibliche Kind der Mutter, ich nenne sie hier X), welches den Thron genießt. Die gesamte Familie – und ich übertreibe nicht!- FÜRCHTET sie.
Alle zittern sie vor ihr. Es wird gelogen, betrogen und inszeniert, nur damit sie keinen Grund hat sich aufzuregen, denn sonst wäre „die Familie im Arsch“!
Da fällt mir nur ein Vorfall ein (einer von hunderten!):
Kein Spaß, ich hatte als Jugendlicher nur zwei Hosen. Die eine trug ich fast immer. Die bekam ich als ich 14 war und trug sie, bis ich 16 oder 17 war. Diese Hose war zerfetzt bis zum geht nicht mehr, was mir aber gefiel. Bei der zweiten Hose lief es genauso, irgendwann waren da mehr Löcher, als Stoff. Doch dies begann mir zu gefallen und es wurde zu meinem Stil in diesem Alter. T-Shirts trug ich zu der Zeit immerzu die weiter gegebenen Shirts meiner großen Schwestern. Ich glaube, ich sah aus wie eine Mischung aus Punk und B-Boy, durch die zerrissenen Hosen und die XL Shirts. Ich wurde fast ständig ausgelacht deswegen in der Schule, aber dies war nun mal so.
Doch eines Tages spazierten Mutter und ich durch den C&A und entdeckten eine Hose, die uns beiden auf Anhieb gefiel. Sie war aus robustem Stoff und war das perfekte Mittelding zwischen elegant und alltagstauglich. Ich probierte sie an, sie passte, gefiel und ich durfte sie haben. Sie kostete 30€, vielleicht ein bisschen mehr, aber es war nach 4 Jahren meine erste neue Hose.
An jenem Abend, die Hose lag schon in meinem Kasten und sollte am nächsten Schultag vorgeführt werden, hörte ich wie meine große Schwester X scheinbar vorbei gekommen war (unsere Wände waren so dünn, dass man einander Gähnen hören konnte) und die beiden stritten.
Dann rief sie mich heraus und bat, die neue Hose zu zeigen. Ich zog sie an und trat vor sie.
„Ja, so eine Hose braucht er nicht und du hast auch gar nicht das Geld dafür. Bringt sie zurück!“
Ich dachte, das wäre ein Scherz. Aber es war so. Ich musste Mutter die Hose zurückgeben und sie brachte sie zurück. Ich habe keine Ahnung, in welcher Geldnot wir damals schwammen, aber dass dies eine Hose für einen Jugendlichen, der nur zwei Hosen (und keine davon mehr intakt) besitzt rechtfertigt, liegt mir fern zu glauben.
Mutter hätte auch einfach sagen können: „Pass auf X, du bist das Kind (wenn auch erwachsen) und ICH bin die Mutter und ich sage, das Kind da bekommt eine neue Hose. Die 30€ bringen uns nicht um!“
Aber das war nie so. X durfte machen was sie wollte. Sie fegte manchmal ohne Vorankündigung in die Wohnung, trat alle verbal zusammen und ging dann wieder. Mutter weinte so viele Stunden alleine auf der Couch wegen ihr. Aber sie änderte nie was. X kam und jeder schrumpfte. Viele Jahre dachte ich, das gehöre so. Erdulden, dass sie uns alle degradiert, beleidigt und belehren will und sich selbst mit Gott vergleicht. Ehrenwort, das hat sie mal getan. Und sie gab sogar einmal zu, dass sie es liebt, wenn Menschen sie fürchten und sie ihre Emotionale Kälte liebt.
Mutter erzählte mir, dass X manchmal traurig war und um sie auf zu muntern, zogen die beiden dann immer los und kauften ihr Levis Jeans, weil sie die so liebte, denn das munterte sie wieder auf. Wissen Sie, was Levis Jeans kosten? Damals genau so viel wie heutzutage und das ist leicht im Internet nach geforscht.
X war die letzte Person, die Hand an mich legte, bevor ich endlich aus ziehen konnte von Zuhause. Ich war 14 oder 15, sie stritt draußen mit Mutter, kam zu mir ins Zimmer, schloss die Türe dieses kleinen Raums und warf mir irgendwelche Sachen an den Kopf, die ich überhaupt nicht verstehen konnte, was sie mit mir zu tun haben sollten und als ich da mit gesenktem Kopf saß, schmierte sie mir plötzlich eine mit den Worten: „Schau nicht so deppert“ und ging.
Mutter tat nichts dagegen.
Sie sagte immer nur: „Ihr wisst wie sie ist. Bitte tut einfach, was sie will, damit eine Ruhe ist! Ich will nur meinen Frieden, Herrgott!“
Und jene Schwester sagt zur Mutter beinhart Sachen wie: „Ich werde aus Prinzip nicht deinen Haushalt machen (auch nicht wenn du ein Pflegefall bist). Wie komme ich dazu?“
2012 wurde ich auch dazu angehalten, meinen alten Kasten (ein Schrank mit einer Tagesdecke als Türe) zu zerlegen, sowie das Bett, damit da neue Möbel Platz haben und das Zimmer aus zu malen.
Ich war in einer Krise, war alleine in Mutters Wohnung, weil sie alle samt auf Urlaub gefahren waren ans Meer und meine Wut erleichterte mir das Zerlegen der Möbel mit bloßen Händen.
Ich legte sie, wie verlangt in den Garten, in dem Glauben, X (die einzige, die ein Auto hatte aus der ganzen Familie) würde dies zum Müllplatz fahren. Doch das passierte nicht. Bis vor 7, 8 Monaten fragte ich Mutter immer wieder, wann sie X bitten könne, den Sperrmüll aus dem Garten zum Müllplatz zu fahren und immer wieder sagte sie: „Sie will sich das Auto nicht schmutzig machen! Und ich werde sie auch nicht mehr fragen…“
Vergangenen Sommer fuhr ich mit meinem Auto rüber, als Mutter einmal nicht daheim war und brachte nach und nach die Sachen weg. Als ich meiner anderen Schwester (Y) ein Foto vom sauberen Garten schickte, antwortete sie nur: „Mähst du den Rasen auch gleich?“